Sturmtraume by Schuhmacher Nicole

Sturmtraume by Schuhmacher Nicole

Autor:Schuhmacher Nicole
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2010-04-26T16:00:00+00:00


Auf dem Weg zurück zum Zelt hatte Micael grimmig geschwiegen; zwar gelang es ihm inzwischen ein wenig besser, seinen Ärger für sich zu behalten, aber seinem Gesicht war deutlich anzusehen, was er dachte.

Auch Rika hatte geschwiegen. Dass die Pläne des Jungen schon wieder durchkreuzt worden waren, tat ihr leid; er sehnte sich so sehr danach, sich endlich einmal beweisen zu können. Anderseits hatte sie Verständnis für den Leutnant, der unnötige Verluste vermeiden wollte. Genau wie Joseph war auch sie der Ansicht, dass Micael alleine keine Chance gehabt hätte, an den Jixur vorbei zu kommen. In jeder für ihn besonders gefährlichen Situation war ihm der Shathatoka zu Hilfe gekommen. Dass Micael und Rika auch ohne den Soldaten lebend bis nach Gres gekommen wären, bezweifelte sie …

Das Treiben auf dem von Zelten übersäten Platz des Städtchens war zu dieser Stunde nicht mehr so rege wie bei ihrer Ankunft; die meisten Soldaten und Söldner schienen zu schlafen, nur die Wachen hielten unermüdlich ihre Rundgänge auf der Stadtmauer ab.

Mit einem gebrummten »Nacht« hatte sich Micael auf seiner Liege zusammengerollt; Rika hatte es ihm gleichtun wollen, aber im Gegensatz zu dem Jungen, dessen gleichmäßige Atemzüge schon bald verrieten, dass er schlief, konnte sie einfach keine Ruhe finden. Je stiller es wurde, desto mehr Erinnerungen stiegen an die Oberfläche: die Hetzjagd im Dunkeln, das Bellen der Jixur … der brennende Hof …

So war sie zum Bürgerhaus von Gres zurückgekehrt, wo sich Joseph der Schlosser immer noch mit Wachtmeisterin Domitienne besprach. Dem sauren Gesichtsausdruck der Frau zufolge war die Unterhaltung nicht in ihrem Sinne verlaufen.

»Ähem«, räusperte sich Rika, der nicht daran gelegen war, sich in Armee-Angelegenheiten einzumischen. Der Leutnant drehte sogleich den Kopf, dann bedeutete er Domitienne knapp, zu gehen.

»Lass uns alleine.«

»Das ist nicht nötig«, meinte Rika, als die Frau an ihr vorbeiging und auf den Ausgang zusteuerte.

»Das ist immer noch meine Entscheidung!«, blaffte der Leutnant so laut, dass Rika ihn mit offenem Mund anstarrte. Dann aber winkte er ab und schenkte ihr ein müdes Lächeln, und sie sah, dass einer seiner Schneidezähne abgebrochen war. »Tut mir leid, Fräulein. Ich bin gereizt. Der Tag war schrecklich, und ich muss dir wohl nicht sagen, wie spät es ist.« Tatsächlich wirkte der Mann aus der Nähe noch erschöpfter. »Und du scheinst keinen Schlaf zu finden. – Nimm Platz.«

»Danke.«

Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ließ sich Rika auf einem der zerbrechlich wirkenden Stühle nieder; abwesend strich sie ihre Bluse glatt.

»Herr Leutnant«, begann sie. »Mein … mein Freund Micael Ivarssohn möchte die Nachricht vom Fall der Festung in die Hauptstadt bringen.«

»Das sagte er. Und ich sagte ›Nein‹.«

»Aber du kannst ihn nicht davon abhalten. Schließlich ist er ein Zivilist, dem du nichts befehlen kannst.«

»Hm.« Leutnant Joseph lehnte sich in dem knarzenden Stuhl zurück. »Wenn das so ist, wieso ist dein Freund dann noch hier?«

»Weil die Tore verriegelt sind«, gab Rika zurück, was Joseph mit einem Achselzucken quittierte.

»Also kann ich ihn doch davon abhalten.«

Rikas Augen begannen zu funkeln, die ersten Anzeichen aufglimmender Wut. »Vorhin wolltest du Micael nicht gehen lassen, weil er kein Pferd besitzt.



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